Dresden
Nachdem ich den ZDF-Zweiteiler letzte Woche für meine Freundin aufgenommen habe, kamen wir gestern endlich dazu, uns die Aufnahme anzusehen. Ich war zugegeben gespannt, wie sich diese TV-Produktion aus GEZ-Geldern präsentiert - schließlich kosten die meisten deutschen Kinofilme keine 10 MiIllionen Euro.
In der Tradition der deutschen Katastrophenfilme wie zuletzt die “Sturmflut” auf RTL reicht ein Ereignis wie die Bombardierung Dresdens scheinbar thematisch nicht aus, sondern muss durch eine tragische Liebesgeschichte angereichert werden. Da kennt sich der Rosamunde-Pilcher-Sender natürlich aus und kredenzt dem Zuschauer ein buntes Bouquet aus Klischees: Eine naive Krankenschwester aus bürgerlichem Hause, die ihr Studium für den Vater abbricht, verliebt sich in einen abgestürzten englischen Bomberpiloten, der zum Glück Deutsch spricht und deshalb mitten im Krieg auf feindlichen Terrain untertauchen kann. Ihre beste Freundin hat einen Mann mit jüdischen Vorfahren, ihre Schwester vergnügt sich mit dem Adjutanten des Gauleiters und der Vater als Chefarzt verkauft das dringend benötigte Morphium, um sich seinen Traum von einer Privatklinik in der Schweiz zu erfüllen. Und als wäre das nicht genug, betätigt sich der Pfarrer der Frauenkirche als Fluchthelfer.
Es gibt also die übliche Unterhaltung des ZDF am Sonntagabend, wenn auch sehr professionell produziert. Die Kulissen und Effekte wissen fast ausnahmslos zu überzeugen - ich hätte mir nur mehr Bilder von den zerbombten Sehenswürdigkeiten gewünscht. Bis auf eine Ansicht der Frauenkirche am Morgen nach der Bombennacht zeigt der Film nur die üblichen brennenden Straßenschluchten. Überzeugend eingebaut sind dagegen viele Originalaufnahmen von Dresden, welche beweisen, wie die Stadt zu ihrem Namen Elbflorenz kam.
Mit der Geschichte hat “Dresden” aber nicht viel am Hut, zu viele Kompromisse wurden gemacht, um die Liebesgeschichte einzubauen und einen interessanten Plot zu bieten. Ich will mich hier nicht in Diskussionen über die Täter- und Opferrollen verlieren, aber der Zuschauer sollte die gezeigten Bilder mit großer Skepsis betrachten und sich vergegenwärtigen, dass der Film eigentlich nur unterhalten will.
Und zumindest dies tut er gut. “Dresden” enthält Spannung, Action, Liebe und eine fesselnde Story. Diese weist zwar Schwächen in der Charakterzeichnung, Logik und geschichtlichen Genauigkeit auf, aber für ein oder zwei Abende seichtes Couchkino ist dies vollkommen ausreichend. Die DVD würde ich mir allerdings niemals kaufen, auch wenn ich den Wunsch des ZDF verstehe, nicht alle Kosten des Films alleine stemmen zu müssen.